Gnarrenburg

Ev.-luth. Paulus-Kirche zu Gnarrenburg

Die Paulus-Kirche ist eine so genannte „Findorff-Kirche“, da sie vom königlichen hannoverschen Moorkommissar Jürgen-Christian Findorff gebaut wurde. Findorff war von König Georg III. von Hannover beauftragt worden, das Moor zu kolonisieren, also urbar zu machen, damit sich hier Menschen ansiedeln konnten. 50 Dörfer gründete Findorff, der „Vater aller Moorbauern“. Die Mooranbauer*innen, wie man die ersten Siedler*innen nannte, hatten einen sehr schweren Start. Sie lebten vom Torfverkauf. Der Torf, den sie stachen, wurde mit Torfkähnen über Kanäle und Flüsse nach Bremen geschippert und dort verkauft. Aber auch nach Bremervörde ging die Reise, wo der Torf in die größeren Ewer umgeladen wurde für den Weitertransport Richtung Elbe. Aus dieser Zeit stammt der Spruch: Den Ersten de Dod, den Tweeten de Nod, den Dritten dat Brod.

Die Menschen im Moor fristeten ein karges Dasein. Ihr unerschütterliches Gottvertrauen half Ihnen bei ihrem Überlebenskampf. Sie brauchten dazu ihre Kirche, die sie dann auch bekamen. Der Grundstein wurde im Jahre 1784 gelegt. Nach einer Bauzeit von 6 Jahren waren die Kirche (noch ohne den Turm), das Pfarrhaus und das Küsterhaus fertiggestellt. Der Kirchenneubau wurde am 28. September 1790 feierlich eingeweiht.

Der Grundriss ist ein 30m langes und 14m breites Achteck. An der Ostseite befinden sich der Altar, die Kanzel und die Sakristei. Gegenüber zur Westseite befinden sich die Orgel und der Kirchturm. Es ist eine Rundkirche, auch Hallen- oder Saalkirche genannt. Findorff hat drei Stück davon gebaut. Die erste in Worpswede, die zweite in Grasberg und die dritte hier bei uns in Gnarrenburg. Die Kirche bot damals 1.000 bis 1.200 Menschen Platz und war für die damaligen Verhältnisse eigentlich viel zu groß. Aber Jürgen-Christian Findorff war ein sehr frommer Mann, er hoffte, dass mindestens 2-3 Leute aus jedem Haus jeden Sonntag zur Kirche gingen. Die Chronik berichtet, dass durchschnittlich 300 Gottesdienstbesucher*innen sich auf den Weg zur Kirche nach Gnarrenburg machten. An hohen Festtagen sogar 1.500 bis 2.000 Menschen. Sie kamen zu Fuß natürlich und in Holzschuhen (plattdeutsch „Holschen“). Und wenn es einmal ganz nass war, kamen sie sogar in Stiefelholzschuhen (plattdeutsch „Steebelholschen“).

Adresse

Hindenburgstraße 60-62
27442 Gnarrenburg