Kuhstedt ist ein altes Kirchdorf. Wenn man der Sage glauben darf, so gab es schon sehr früh auf dem so genannten „Hogen Ort“ in Neu Kuhstedt eine kleine Kirche oder Kapelle. Sicher ist, dass Kuhstedt im Stader Copiar 1420 als Kirchort erwähnt wird. Nach der Zerstörung der Kirche wurde im Bereich der heutigen Kirche eine größere errichtet, die im 30-jährigen Krieg teilweise ausbrannte. Die bis zur halben Höhe reichenden Feldsteinmauern wurden durch ein Fachwerk ersetzt. Bis 1700 hatten die Kuhstedter einen eigenen Pastor. Als der damals 73-jährige Pastor Johann Friedrich Muselii in den Ruhestand versetzt wurde, fand sich kein Nachfolger für Kuhstedt, was sehr nachteilig für Kuhstedt war. Die nächsten 200 Jahre wurde Kuhstedt – Kirche und Schule – von Kirchwistedt aus „verwaltet“. Zwischen den Bauern und den „fremden Pastoren“ herrschten immer wieder größere Spannungen, was das kirchliche Leben nicht gerade förderte. 1783 wäre es dann mit der Kuhstedter Selbständigkeit beinahe zu Ende gewesen, denn die Gemeinde sollte der neuen Kirchengemeinde Gnarrenburg zugewiesen werden. Auf Grund massiver Proteste der Kuhstedter*innen wurde 1786 entschieden, dass der Gnarrenburger Pastor die Kuhstedter*innen mitversorgen sollte. Die Bemühungen der Kuhstedter Bauern einen eigenen Pastor zu bekommen, scheiterten daran, dass das Pfarrhaus immer mehr verfiel, die Kuhstedter aber nicht bereit waren, ein neues zu bauen oder das alte zu renovieren, weil man kein Geld hatte. Ähnlich sah es mit der alten Kirche aus. Es musste also dringend Geld beschafft werden und dann verhalf den Kirchvätern ein „glücklicher Umstand“ zu einer Schenkung durch das Testament des Hoferben Heinrich Schröder aus Giehle. Er vermachte (er verstarb kurz nach seinem 21. Geburtstag) der Kirchengemeinde Kuhstedt 75.000 Reichsmark. Dieser Betrag reichte dann auch noch, um ein neues Pfarrhaus zu errichten.
Die Kirche im neugotischen Stil wurde von Architekt Eduard Wendebourg aus Hannover geplant. Er übernahm auch die Bauleitung. Aus der alten Kirche wurden das Kruzifix auf dem Altar, Teile der Kanzel und zwei Holzschnitzereien übernommen. Die Orgel der Kirche wurde von der Firma Furtwängler und Hammer gebaut. Die Grundsteinlegung erfolgte am 3. Juli 1892, und am 29.10.1893 konnte Pastor August Cordes, der seit 1892 in Kuhstedt tätig war, die Kirche feierlich einweihen. Die Kirche erhielt zwei Glocken vom Glockengießer Otto aus Hemelingen. Die größere Glocke wurde im 1. Weltkrieg eingeschmolzen. Sie wurde durch Spenden aus Übersee 1927 ersetzt. Auch sie wurde ein Opfer des 2. Weltkrieg. 1991 konnte dann eine neue – von der Glockengießerei Bachert in Friedrichshall – feierlich geweiht werden.
Ernst Bayer